Sharon: Herzlich willkommen. Wir haben heute wieder verschiedene Mitglieder unserer Lichtnetz-Familie aus der ganzen Welt bei uns. Wir werden über die Rollen von Frauen und Männern in der heutigen Zeit sprechen und die Lehren der Großmütter und das Lichtnetz nutzen, um dieses heikle Thema zu beleuchten, das auf so vielen Ebenen so viel Schmerz verursacht hat und wo wir jetzt in eine neue Art des Miteinanders hier auf der Erde übergehen.
Bei uns sind heute Christine in Australien, Paul in Hawaii und Mary und Chikeola in Kalifornien.
Ich werde heute zwei Passagen aus den Büchern der Großmütter vorlesen. Eine aus dem ersten Buch – Selbstermächtigung – und eine aus dem vierten Buch – Die Rückkehr der Mutter.
Diese Passagen haben mit den richtigen Beziehungen zwischen Mann und Frau zu tun, die wir auf der Erde nie erlebt haben, jedenfalls nicht seit Tausenden von Jahren.
Und die Großmütter sagen, dass es bei dieser Arbeit mit uns um das Empfangen geht. Es geht darum, empfänglich zu sein. Alle müssen empfangen – Männer und Frauen, Pflanzen und Tiere, männlich und weiblich. Die Lehrer der amerikanischen Ureinwohner wissen das. Männer, die Buddhismus lehren, wissen das. Östliches Denken und Meditation wissen das. Und die Blickwinkel dieser Disziplinen werden anderen helfen.
Ich werde jetzt eine kurze Passage vorlesen, und dann möchte ich uns allen, die wir hier versammelt sind, die Möglichkeit geben, mitzuteilen, wie sich dies in eurem Leben zeigt.
Buch 1 – Seite 164ff
»Die Männer brauchen unsere Ermächtigung nicht«, sagten sie, »sie brauchen den Mantel der Geborgenheit. Männliche Macht ist von anderer Art. Die männliche Macht ist gleichermaßen wertvoll, sie ist sehr gut, aber sie ist anders geartet. Es sind die Frauen, die Macht nicht kennen. Unsere Ermächtigung würde den Männern nichts nützen.«
»Die Macht der männlichen Energie unterscheidet sich von dem, was wir bieten«, sagten sie. »Wir trösten und bestärken Männer, aber es geht bei dieser Arbeit nicht um männliche Macht. Es gibt andere Arbeit für die Männer, wichtige Arbeit, aber nicht diese.
Die Unterschiede zwischen den Energien des Männlichen und des Weiblichen müssen respektiert werden. Sie sind einfach verschieden. So muss es sein. Wir sind nicht alle gleich und sollen es auch nicht sein«, sagten sie. »Diese Arbeit ist spezifisch. Obwohl es in erster Linie die Arbeit der Frauen ist, werden alle von ihr profitieren.
Es geht weiter, aber ich werde hier aufhören. Was hat euch bei dem, was ich gerade vorgelesen habe, angesprochen, verwirrt oder beunruhigt?
Mary: Das erste, was mich an diesem kurzen Abschnitt beeindruckt hat, ist die Achtung der Unterschiede. Ich denke, das ist das Wichtigste. Und die Art und Weise, wie wir den Mantel der Geborgenheit benutzen. Ich mache gerade eine ähnliche Situation in meinem Leben durch, daher ist das perfekt – wirklich perfekt.
Sharon: Vielen Dank, Mary.
Chikeola: Was mir aufgefallen ist, ist, dass Frauen keine Macht kennen.
Ich stamme ursprünglich aus Westafrika und als ich in die Vereinigten Staaten zog, war eines der ersten Dinge, die ich bemerkte, dass die Dynamik zwischen Männern und Frauen hier anders ist.
Da ich neu in diesem Land war, wollte ich mein Bestes tun, um diese neue Umgebung zu verstehen.
Was ich hier sah, war, dass die Frauen in ihrem Wunsch, mehr Macht zu haben, sagten: „Wir können genauso viel tun wie ein Mann.“
Und das schien die weibliche Macht ein wenig in die falsche Richtung zu lenken.
Deshalb überrascht es mich nicht, wenn die Großmütter sagen, dass es die Frauen sind, die
Macht nicht kennen, denn wir sehen nur eine Art von Macht.
Männer haben auf ihre Weise Macht und wir Frauen haben unsere Macht auf eine andere Weise.
Es geht nicht darum, unterwürfig zu sein sondern zu verstehen, wer man ist, was man ist und welche Rolle man in einer Beziehung spielt. Wenn man aus einem anderen Land kommt, will man lernen, so zu sein, wie die Menschen in dem neuen Land sind. Man denkt, dass das der richtige Weg ist, bis man merkt: „Nein, da stimmt etwas nicht.“
Jetzt schließe ich den Kreis zu dem Land, aus dem ich gekommen bin und sage: „Nein, es gab etwas, wovon ich, bevor ich hierher kam, wusste, dass das richtig ist. Und vielleicht ist das ein Teil dessen, was ich hier tun soll – meinen Schwestern hier diese Art zu lehren, die ich kenne.
Sharon: Ich danke dir.
Christine: Chikeola spricht einen wirklich interessanten Punkt an. Wir, die wir in verschiedenen Ländern leben, kommen aus unterschiedlichen Kulturen und daher ist unsere Konditionierung in Bezug auf unsere Beziehungen zwischen Männern und Frauen – zwischen männlich und weiblich – immer ein wenig anders.
Ich habe festgestellt, dass ich mehr in meine Kraft hineingegangen bin. Ich bin viel stiller geworden, spreche weniger.
Ich bin beständiger geworden. Ich habe auch erkannt, dass das Beste, das wir füreinander tun können, darin besteht, dass wir lernen, von diesem Ort des weiblichen Prinzips aus zu kommunizieren – das ist Halten. Wie du schon sagtest, Chikeola, wir müssen nichts „tun“. Wir müssen es nicht schaffen. Wir müssen nicht wie Männer sein. Wir können das sowieso nicht. Es ist ein schöner Prozess, den wir durchlaufen und ich bin wirklich gespannt, was Paul zu sagen hat.
Paul: Das Wort, das mich sofort angesprochen hat, ist „Empfänglichkeit“. Es ist wirklich wichtig für mich, die Empfänglichkeit für die Großmütter in mir zu haben. Die Empfänglichkeit, sich von euch Frauen unterstützt und getröstet zu fühlen, um herauszutreten und ein vollständigerer Mensch mit männlicher und weiblicher Energie zu sein.
Sharon: Es gibt noch einen weiteren Teil, den ich von Seite 165 vorlesen möchte.
»Unsere Ermächtigung macht eine Frau tiefer, wahrhaft weiblicher«, sagten sie, »und für Männer wäre das nichts.« Bei diesem Gedanken brachen sie in Gelächter aus, und ich stimmte mit ein.
»Deiner Frage liegt ein falsches Verständnis von Macht zugrunde«, sagten sie. »Es ist das Yang-Konzept von ›Macht über‹ und ›Macht um‹, das hinter deiner Frage steht. Yin ist nicht so. Yin ist die Kraft des zutiefst Weiblichen. Es ist weich und hart zugleich. Es ist schwer zu beschreiben.« Ich schaute sie an, wie sie vor mir saßen, so anmutig und reizend, und sagte: »Deshalb seid so angezogen heute – schön, weiblich und fließend?« Sie nickten: »Ja.« »Und deshalb habt ihr mir diese Form gezeigt, die wie eine kantige Säule aussah. Das war männliche Energie, nicht wahr? Deshalb sah es so anders aus als ihr.«
Das ist also der Unterschied zwischen der Essenz von Yin, dieser fließenden, sich bewegenden, umarmenden und haltenden Energie und der Energie von Yang, dieser geradlinigen, vorwärts gerichteten, eher starren, regulierten Energie, die sich immer nur in eine Richtung bewegt.
Nun, Paul, würde ich gerne auf dich zurückkommen, wenn das ok ist für dich.
Paul: Ich danke dir. Was ich sagen wollte, ist, dass es für mich wichtig ist, für das Göttliche im Inneren empfänglich zu sein – für meine weibliche Energie ebenso wie für meine männliche Energie. Ich wurde durch das Patriarchat darauf konditioniert, auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln und auszusehen. Das ist einer der Gründe, warum ich
mit lila gefärbten Haaren experimentiere, weil das Patriarchat sagt: „Oh nein. Das ist nicht männlich, das ist nicht angemessen.“ Ich möchte ein Gleichgewicht zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen herstellen, also habe ich Spaß daran.
Sharon: Ich möchte aus dem vierten Buch, Rückkehr der Mutter – Rückkehr zur Liebe (Seite 209), vorlesen. Das ist von einem Mann aus den Niederlanden.
Er sagt: „Das habe ich auch beim Treffen am letzten Wochenende erlebt: Es war ein warmes, kosmisches Yin-Bad, das die Frauen uns gegeben hatten. Es war eine Freude, darin zu sein, und ich spürte, wie das Schmelzen in mir gleich zu Beginn des Wochenendes begann und sich dann fortsetzte. In diesem Schmelz- und Erweichungsprozess spürte ich, wie eine neue Männlichkeit in mir entstand – so wie ich es schon beim Treffen 2011 gespürt hatte. Ich fühlte, wie ich mich aufrichtete – fest, beständig, furchtlos und sanft – mit einem offenen Herzen.
Wie mir die Großmütter gezeigt haben, brauchen wir Männer die Frauen, damit sie uns zum Schmelzen bringen, damit unsere wahre männliche Natur wiedererstehen kann.
Im Jahr 2011 war mir meine Rolle als Mann noch nicht vollkommen klar, aber jetzt ist sie es: Wir müssen uns einfach der weiblichen (Yin-)Energie hingeben. Das mag für manche Männer beängstigend sein, aber das, was wir dafür zurückbekommen, ist gewaltig.
Sharon: Ich möchte erwähnen, dass er nicht meint, dass er seine Persönlichkeit aufgibt. Er sagt, dass er die Yin-Energie in sich selbst kennen lernen möchte – die weibliche Energie in sich selbst.
Wir bekommen unsere wahre männliche Energie zurück, so wie sie eigentlich gemeint war. Ohne die Frauen bleiben wir in den alten Mustern der Yang-Energie stecken, die sich immer auf eigene Faust nach vorne drängen. Ich habe an diesem Wochenende erlebt, dass ich mich, sobald ich in Kontakt mit dieser wahren männlichen Natur war – die in diesem »Yin-Bad« zu sich selbst steht – nicht weniger oder mehr wert fühlte als die Frauen, sondern mit ihnen gemeinsam fühlte. Alle von uns füllten ihre Rolle so aus, wie sie bestimmt waren, und wir alle dienten dem Ganzen.
Danke, Frauen, danke, Großmütter, für dieses große Geschenk. Und besonderen Dank an meine Frau, dass sie mit mir wieder eine Gruppe gegründet hat, damit wir etwas für Männer und Frauen in dieser Welt tun können.«
Christine: Es ist so schön, diese Worte von einem Mann zu hören, der sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht hat, diese Lehre wirklich in sich wirken zu lassen. Und offensichtlich wurde er von seiner Frau unterstützt, so dass diese Energie ihn gehalten hat, bis er sich ergeben und vielleicht sogar diese starke patriarchalische Konditionierung aufgeben konnte. Männer können immer noch stark und schön sein, ohne patriarchalisch oder frauenfeindlich zu sein.
In ‚Selbstermächtigung‘ auf Seite 170 sagen die Großmütter: »Yang braucht Yin, um Frieden zu finden…. Und Yin braucht Yang, wenn es Veränderung will.«
Und wenn wir akzeptieren, dass das der Austausch ist, den wir haben, ist es einfach. Aber wir müssen beide an dem gleichen Punkt sein, damit das geschieht. Und bis dahin, als Frauen, halten wir einfach.
Mary: Christine, bitte sag das noch einmal. Das ist eine sehr wichtige Passage für mich.
Christine: »Yang braucht Yin, um Frieden zu finden…. Und Yin braucht Yang, wenn es Veränderung will.«
Mary: Wow, das ist großartig! Diese Passage hat bei mir gerade so viele Gefühle geweckt. Ich bin den Tränen nahe. Es ist einfach wunderschön, mit zwei so unterschiedlichen Energien zusammenzuarbeiten. Ich würde mir wünschen, dass das bei uns allen der Fall ist. Ich sehe wie wichtig das Halten ist, um das zu ermöglichen.
Christine: Ich glaube, es ist derselbe Teil des Buchs, in dem die Großmütter uns auf das Symbol aufmerksam machen, das wir kennen, wo Yin und Yang in einem Kreis mit Schwarz und Weiß stehen. Und sie sagen, dass es nicht statisch ist. Es ist ständig in Bewegung. Es ist ein Fluss. Und wenn wir bedenken, dass wir alle sowohl Yin als auch Yang in uns haben, dann fließen wir ständig mit dieser Energie von Yin zu Yang und dann von Frauen und Männern zueinander.
Wenn wir die Welt betrachten, können wir sehen, was geschieht und Entscheidungen, die hauptsächlich von Männern aus einer sehr Yang-Position heraus getroffen wurden, ändern sich allmählich. Wir können mehr Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft in Verhandlungen beobachten. Ich erwarte, dass wir mehr davon haben werden.
Chikeola: Christine, während du gesprochen hast, kam mir das Bild des kanadischen Premierministers, Justin Trudeau, in den Sinn. Aus den Geschichten, die ich über ihn und seine Frau gelesen habe, können wir erkennen, dass dieser Mann sehr ausgeglichen und beständig ist.
Was du über die Harmonisierung des Yin und des Yang gesagt hast, ist sehr schön. Das Yang ist immer in Bewegung und manchmal führt Yin den Tanz an und manchmal führt Yang den Tanz an.
Sharon: Nehmen wir uns einen Moment Zeit und gehen wir nach innen. Öffnet euch für euer eigenes Herz. Jeder von uns öffnet sich zuerst für die Gegenwart des Yin in sich – der Großen Mutter, die alles Leben hält. Lasst euch nun in diese Präsenz sinken und wieder in diesem Raum gehalten werden, damit all das, worüber wir gesprochen haben, in eure Zellen eindringt und euer Atem wieder nach Hause kommt zu dem, was es heißt, gehalten und geliebt und geschaukelt und gefüllt zu werden, denn das ist es, was Yin tut. Es heilt und es schafft ein Zuhause.
Und an diesem Ort lebt auch die Yang-Energie: genau diese Energie, die, wenn sie im Gleichgewicht ist und von Yin gehalten wird, in die Welt hinausgeht und allem Leben dient. Ihr habt diese innere Kraft, die Güte und die Fähigkeit zu handeln. Bittet euch, euch jetzt auch dafür zu öffnen, damit ihr zu erkennen beginnt, welche Größe eurer Wesens hat. Ihr seid der Halter. Ihr seid der Gehaltene. Ihr seid derjenige, der umsorgt wird. Ihr seid diejenige, die sich um euch kümmert. Ihr seid all das und mehr. Aber sagt jetzt einfach „Ja“ dazu, die Wahrheit in euch zu erfahren – dieses Reservoir an Güte und Kraft in euch. Yin und Yang fließen harmonisch in euch und fließen aus euch heraus. Es ist real und wir nehmen uns diese Zeit, um es zu verwirklichen.
Und Paul, da wir Frauen dir zahlenmäßig so überlegen sind, gibt es noch etwas, was du hinzufügen möchtest?
Paul: Ja, das möchte ich, danke. Ich fühle, dass ich in Liebe gehalten werde. Das ist der Punkt, an dem ich wieder empfänglich werde für die weibliche Energie, so dass ich handeln kann, um den Großmüttern zu dienen, um der Menschheit zu dienen, um den Frauen zu erlauben, mich zu führen und nicht mir, sie zu führen. Sie leiten mich auf dem Weg des Mitgefühls für mich selbst und für andere.
Sharon: Wie fühlt sich das an, Paul? Wie fühlt es sich für dich an, in diesem Zustand zu sein?
Paul: Es ist so, wie der Mann es in dem, was du vorgelesen hast, beschreibt. Es ist, als würde man ein Risiko eingehen, loszulassen und gehalten zu werden, aber die Vorteile davon sind für mich so enorm, dass ich das noch mehr möchte.
Sharon: Meine Damen, merkt ihr, wie ihr euch fühlt wenn ihr Paul zuhört? Wie klingt das für dich, Mary?
Mary: Ich bin voller Hoffnung, dass dies geschehen kann, vor allem weil Paul diese Erfahrung gemacht hat und versteht, wie man andere Männer auf diese Weise unterstützen kann.
Sharon: Chikeola, wie fühlst du dich, wenn du ihm zuhörst?
Chikeola: Ich fühle mich gut. Ich habe das Gefühl, wenn wir uns erst einmal verstanden haben, entsteht ein wunderschöner Moment, denn man spürt den Nutzen davon und als Frau kann ich in mir selbst ruhen. Wenn man in sich selbst ruht, gibt es nichts zu beweisen und so ist es einfach eine schöne Beziehung – es ist ein schöner Raum.
Sharon: Christine, was sagst du dazu?
Christine: Ich fühle mich erhoben und ich feiere mit dir, Paul, mit deinem lila Haar und deiner wunderschönen Empfänglichkeit, denn das ist das weibliche Prinzip, empfänglich zu sein.
Sharon: Du hast gerade von diesen drei Frauen gehört, wie das, was du gerade gesagt hast, auf sie gewirkt hat und wie fühlst du dich jetzt, Paul?
Paul: Wow! Ich fühle mich sogar noch mehr emporgehoben. Ich glaube, ihr erhebt mich. Ich erhebe euch. Ich fühle mich noch mehr unterstützt und das erlaubt mir, noch mehr zu unterstützen. Ich habe keine Macht über andere, aber ich nutze meine Macht zur Unterstützung und Bestätigung. Ich erlaube anderen, so zu sein, wie sie sind. Das ermächtigt mich ständig. Das ist ein fantastisches Gefühl.
Sharon: Ich danke euch. Ich möchte jedem von euch von ganzem Herzen danken. Danke, dass wir heute zusammen etwas sehr Schönes geschaffen haben. Wir haben diese eine Liebe gezeigt und gelebt. „Unsere Liebe ist unsere Macht“, wie die Großmütter sagen und das ist die eigentliche Wahrheit: Wenn das Männliche und das Weibliche in Harmonie miteinander sind, fließt alles. Wir werden hier aufhören und ich möchte nur zum Ausdruck bringen, wie dankbar ich euch bin und mich bis zum nächsten Monat verabschieden.
Bei uns sind heute Christine in Australien, Paul in Hawaii und Mary und Chikeola in Kalifornien.
Ich werde heute zwei Passagen aus den Büchern der Großmütter vorlesen. Eine aus dem ersten Buch – Selbstermächtigung – und eine aus dem vierten Buch – Die Rückkehr der Mutter.
Diese Passagen haben mit den richtigen Beziehungen zwischen Mann und Frau zu tun, die wir auf der Erde nie erlebt haben, jedenfalls nicht seit Tausenden von Jahren.
Und die Großmütter sagen, dass es bei dieser Arbeit mit uns um das Empfangen geht. Es geht darum, empfänglich zu sein. Alle müssen empfangen – Männer und Frauen, Pflanzen und Tiere, männlich und weiblich. Die Lehrer der amerikanischen Ureinwohner wissen das. Männer, die Buddhismus lehren, wissen das. Östliches Denken und Meditation wissen das. Und die Blickwinkel dieser Disziplinen werden anderen helfen.
Ich werde jetzt eine kurze Passage vorlesen, und dann möchte ich uns allen, die wir hier versammelt sind, die Möglichkeit geben, mitzuteilen, wie sich dies in eurem Leben zeigt.
Buch 1 – Seite 164ff
»Die Männer brauchen unsere Ermächtigung nicht«, sagten sie, »sie brauchen den Mantel der Geborgenheit. Männliche Macht ist von anderer Art. Die männliche Macht ist gleichermaßen wertvoll, sie ist sehr gut, aber sie ist anders geartet. Es sind die Frauen, die Macht nicht kennen. Unsere Ermächtigung würde den Männern nichts nützen.«
»Die Macht der männlichen Energie unterscheidet sich von dem, was wir bieten«, sagten sie. »Wir trösten und bestärken Männer, aber es geht bei dieser Arbeit nicht um männliche Macht. Es gibt andere Arbeit für die Männer, wichtige Arbeit, aber nicht diese.
Die Unterschiede zwischen den Energien des Männlichen und des Weiblichen müssen respektiert werden. Sie sind einfach verschieden. So muss es sein. Wir sind nicht alle gleich und sollen es auch nicht sein«, sagten sie. »Diese Arbeit ist spezifisch. Obwohl es in erster Linie die Arbeit der Frauen ist, werden alle von ihr profitieren.
Es geht weiter, aber ich werde hier aufhören. Was hat euch bei dem, was ich gerade vorgelesen habe, angesprochen, verwirrt oder beunruhigt?
Mary: Das erste, was mich an diesem kurzen Abschnitt beeindruckt hat, ist die Achtung der Unterschiede. Ich denke, das ist das Wichtigste. Und die Art und Weise, wie wir den Mantel der Geborgenheit benutzen. Ich mache gerade eine ähnliche Situation in meinem Leben durch, daher ist das perfekt – wirklich perfekt.
Sharon: Vielen Dank, Mary.
Chikeola: Was mir aufgefallen ist, ist, dass Frauen keine Macht kennen.
Ich stamme ursprünglich aus Westafrika und als ich in die Vereinigten Staaten zog, war eines der ersten Dinge, die ich bemerkte, dass die Dynamik zwischen Männern und Frauen hier anders ist.
Da ich neu in diesem Land war, wollte ich mein Bestes tun, um diese neue Umgebung zu verstehen.
Was ich hier sah, war, dass die Frauen in ihrem Wunsch, mehr Macht zu haben, sagten: „Wir können genauso viel tun wie ein Mann.“
Und das schien die weibliche Macht ein wenig in die falsche Richtung zu lenken.
Deshalb überrascht es mich nicht, wenn die Großmütter sagen, dass es die Frauen sind, die
Macht nicht kennen, denn wir sehen nur eine Art von Macht.
Männer haben auf ihre Weise Macht und wir Frauen haben unsere Macht auf eine andere Weise.
Es geht nicht darum, unterwürfig zu sein sondern zu verstehen, wer man ist, was man ist und welche Rolle man in einer Beziehung spielt. Wenn man aus einem anderen Land kommt, will man lernen, so zu sein, wie die Menschen in dem neuen Land sind. Man denkt, dass das der richtige Weg ist, bis man merkt: „Nein, da stimmt etwas nicht.“
Jetzt schließe ich den Kreis zu dem Land, aus dem ich gekommen bin und sage: „Nein, es gab etwas, wovon ich, bevor ich hierher kam, wusste, dass das richtig ist. Und vielleicht ist das ein Teil dessen, was ich hier tun soll – meinen Schwestern hier diese Art zu lehren, die ich kenne.
Sharon: Ich danke dir.
Christine: Chikeola spricht einen wirklich interessanten Punkt an. Wir, die wir in verschiedenen Ländern leben, kommen aus unterschiedlichen Kulturen und daher ist unsere Konditionierung in Bezug auf unsere Beziehungen zwischen Männern und Frauen – zwischen männlich und weiblich – immer ein wenig anders.
Ich habe festgestellt, dass ich mehr in meine Kraft hineingegangen bin. Ich bin viel stiller geworden, spreche weniger.
Ich bin beständiger geworden. Ich habe auch erkannt, dass das Beste, das wir füreinander tun können, darin besteht, dass wir lernen, von diesem Ort des weiblichen Prinzips aus zu kommunizieren – das ist Halten. Wie du schon sagtest, Chikeola, wir müssen nichts „tun“. Wir müssen es nicht schaffen. Wir müssen nicht wie Männer sein. Wir können das sowieso nicht. Es ist ein schöner Prozess, den wir durchlaufen und ich bin wirklich gespannt, was Paul zu sagen hat.
Paul: Das Wort, das mich sofort angesprochen hat, ist „Empfänglichkeit“. Es ist wirklich wichtig für mich, die Empfänglichkeit für die Großmütter in mir zu haben. Die Empfänglichkeit, sich von euch Frauen unterstützt und getröstet zu fühlen, um herauszutreten und ein vollständigerer Mensch mit männlicher und weiblicher Energie zu sein.
Sharon: Es gibt noch einen weiteren Teil, den ich von Seite 165 vorlesen möchte.
»Unsere Ermächtigung macht eine Frau tiefer, wahrhaft weiblicher«, sagten sie, »und für Männer wäre das nichts.« Bei diesem Gedanken brachen sie in Gelächter aus, und ich stimmte mit ein.
»Deiner Frage liegt ein falsches Verständnis von Macht zugrunde«, sagten sie. »Es ist das Yang-Konzept von ›Macht über‹ und ›Macht um‹, das hinter deiner Frage steht. Yin ist nicht so. Yin ist die Kraft des zutiefst Weiblichen. Es ist weich und hart zugleich. Es ist schwer zu beschreiben.« Ich schaute sie an, wie sie vor mir saßen, so anmutig und reizend, und sagte: »Deshalb seid so angezogen heute – schön, weiblich und fließend?« Sie nickten: »Ja.« »Und deshalb habt ihr mir diese Form gezeigt, die wie eine kantige Säule aussah. Das war männliche Energie, nicht wahr? Deshalb sah es so anders aus als ihr.«
Das ist also der Unterschied zwischen der Essenz von Yin, dieser fließenden, sich bewegenden, umarmenden und haltenden Energie und der Energie von Yang, dieser geradlinigen, vorwärts gerichteten, eher starren, regulierten Energie, die sich immer nur in eine Richtung bewegt.
Nun, Paul, würde ich gerne auf dich zurückkommen, wenn das ok ist für dich.
Paul: Ich danke dir. Was ich sagen wollte, ist, dass es für mich wichtig ist, für das Göttliche im Inneren empfänglich zu sein – für meine weibliche Energie ebenso wie für meine männliche Energie. Ich wurde durch das Patriarchat darauf konditioniert, auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln und auszusehen. Das ist einer der Gründe, warum ich
mit lila gefärbten Haaren experimentiere, weil das Patriarchat sagt: „Oh nein. Das ist nicht männlich, das ist nicht angemessen.“ Ich möchte ein Gleichgewicht zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen herstellen, also habe ich Spaß daran.
Sharon: Ich möchte aus dem vierten Buch, Rückkehr der Mutter – Rückkehr zur Liebe (Seite 209), vorlesen. Das ist von einem Mann aus den Niederlanden.
Er sagt: „Das habe ich auch beim Treffen am letzten Wochenende erlebt: Es war ein warmes, kosmisches Yin-Bad, das die Frauen uns gegeben hatten. Es war eine Freude, darin zu sein, und ich spürte, wie das Schmelzen in mir gleich zu Beginn des Wochenendes begann und sich dann fortsetzte. In diesem Schmelz- und Erweichungsprozess spürte ich, wie eine neue Männlichkeit in mir entstand – so wie ich es schon beim Treffen 2011 gespürt hatte. Ich fühlte, wie ich mich aufrichtete – fest, beständig, furchtlos und sanft – mit einem offenen Herzen.
Wie mir die Großmütter gezeigt haben, brauchen wir Männer die Frauen, damit sie uns zum Schmelzen bringen, damit unsere wahre männliche Natur wiedererstehen kann.
Im Jahr 2011 war mir meine Rolle als Mann noch nicht vollkommen klar, aber jetzt ist sie es: Wir müssen uns einfach der weiblichen (Yin-)Energie hingeben. Das mag für manche Männer beängstigend sein, aber das, was wir dafür zurückbekommen, ist gewaltig.
Sharon: Ich möchte erwähnen, dass er nicht meint, dass er seine Persönlichkeit aufgibt. Er sagt, dass er die Yin-Energie in sich selbst kennen lernen möchte – die weibliche Energie in sich selbst.
Wir bekommen unsere wahre männliche Energie zurück, so wie sie eigentlich gemeint war. Ohne die Frauen bleiben wir in den alten Mustern der Yang-Energie stecken, die sich immer auf eigene Faust nach vorne drängen. Ich habe an diesem Wochenende erlebt, dass ich mich, sobald ich in Kontakt mit dieser wahren männlichen Natur war – die in diesem »Yin-Bad« zu sich selbst steht – nicht weniger oder mehr wert fühlte als die Frauen, sondern mit ihnen gemeinsam fühlte. Alle von uns füllten ihre Rolle so aus, wie sie bestimmt waren, und wir alle dienten dem Ganzen.
Danke, Frauen, danke, Großmütter, für dieses große Geschenk. Und besonderen Dank an meine Frau, dass sie mit mir wieder eine Gruppe gegründet hat, damit wir etwas für Männer und Frauen in dieser Welt tun können.«
Christine: Es ist so schön, diese Worte von einem Mann zu hören, der sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht hat, diese Lehre wirklich in sich wirken zu lassen. Und offensichtlich wurde er von seiner Frau unterstützt, so dass diese Energie ihn gehalten hat, bis er sich ergeben und vielleicht sogar diese starke patriarchalische Konditionierung aufgeben konnte. Männer können immer noch stark und schön sein, ohne patriarchalisch oder frauenfeindlich zu sein.
In ‚Selbstermächtigung‘ auf Seite 170 sagen die Großmütter: »Yang braucht Yin, um Frieden zu finden…. Und Yin braucht Yang, wenn es Veränderung will.«
Und wenn wir akzeptieren, dass das der Austausch ist, den wir haben, ist es einfach. Aber wir müssen beide an dem gleichen Punkt sein, damit das geschieht. Und bis dahin, als Frauen, halten wir einfach.
Mary: Christine, bitte sag das noch einmal. Das ist eine sehr wichtige Passage für mich.
Christine: »Yang braucht Yin, um Frieden zu finden…. Und Yin braucht Yang, wenn es Veränderung will.«
Mary: Wow, das ist großartig! Diese Passage hat bei mir gerade so viele Gefühle geweckt. Ich bin den Tränen nahe. Es ist einfach wunderschön, mit zwei so unterschiedlichen Energien zusammenzuarbeiten. Ich würde mir wünschen, dass das bei uns allen der Fall ist. Ich sehe wie wichtig das Halten ist, um das zu ermöglichen.
Christine: Ich glaube, es ist derselbe Teil des Buchs, in dem die Großmütter uns auf das Symbol aufmerksam machen, das wir kennen, wo Yin und Yang in einem Kreis mit Schwarz und Weiß stehen. Und sie sagen, dass es nicht statisch ist. Es ist ständig in Bewegung. Es ist ein Fluss. Und wenn wir bedenken, dass wir alle sowohl Yin als auch Yang in uns haben, dann fließen wir ständig mit dieser Energie von Yin zu Yang und dann von Frauen und Männern zueinander.
Wenn wir die Welt betrachten, können wir sehen, was geschieht und Entscheidungen, die hauptsächlich von Männern aus einer sehr Yang-Position heraus getroffen wurden, ändern sich allmählich. Wir können mehr Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft in Verhandlungen beobachten. Ich erwarte, dass wir mehr davon haben werden.
Chikeola: Christine, während du gesprochen hast, kam mir das Bild des kanadischen Premierministers, Justin Trudeau, in den Sinn. Aus den Geschichten, die ich über ihn und seine Frau gelesen habe, können wir erkennen, dass dieser Mann sehr ausgeglichen und beständig ist.
Was du über die Harmonisierung des Yin und des Yang gesagt hast, ist sehr schön. Das Yang ist immer in Bewegung und manchmal führt Yin den Tanz an und manchmal führt Yang den Tanz an.
Sharon: Nehmen wir uns einen Moment Zeit und gehen wir nach innen. Öffnet euch für euer eigenes Herz. Jeder von uns öffnet sich zuerst für die Gegenwart des Yin in sich – der Großen Mutter, die alles Leben hält. Lasst euch nun in diese Präsenz sinken und wieder in diesem Raum gehalten werden, damit all das, worüber wir gesprochen haben, in eure Zellen eindringt und euer Atem wieder nach Hause kommt zu dem, was es heißt, gehalten und geliebt und geschaukelt und gefüllt zu werden, denn das ist es, was Yin tut. Es heilt und es schafft ein Zuhause.
Und an diesem Ort lebt auch die Yang-Energie: genau diese Energie, die, wenn sie im Gleichgewicht ist und von Yin gehalten wird, in die Welt hinausgeht und allem Leben dient. Ihr habt diese innere Kraft, die Güte und die Fähigkeit zu handeln. Bittet euch, euch jetzt auch dafür zu öffnen, damit ihr zu erkennen beginnt, welche Größe eurer Wesens hat. Ihr seid der Halter. Ihr seid der Gehaltene. Ihr seid derjenige, der umsorgt wird. Ihr seid diejenige, die sich um euch kümmert. Ihr seid all das und mehr. Aber sagt jetzt einfach „Ja“ dazu, die Wahrheit in euch zu erfahren – dieses Reservoir an Güte und Kraft in euch. Yin und Yang fließen harmonisch in euch und fließen aus euch heraus. Es ist real und wir nehmen uns diese Zeit, um es zu verwirklichen.
Und Paul, da wir Frauen dir zahlenmäßig so überlegen sind, gibt es noch etwas, was du hinzufügen möchtest?
Paul: Ja, das möchte ich, danke. Ich fühle, dass ich in Liebe gehalten werde. Das ist der Punkt, an dem ich wieder empfänglich werde für die weibliche Energie, so dass ich handeln kann, um den Großmüttern zu dienen, um der Menschheit zu dienen, um den Frauen zu erlauben, mich zu führen und nicht mir, sie zu führen. Sie leiten mich auf dem Weg des Mitgefühls für mich selbst und für andere.
Sharon: Wie fühlt sich das an, Paul? Wie fühlt es sich für dich an, in diesem Zustand zu sein?
Paul: Es ist so, wie der Mann es in dem, was du vorgelesen hast, beschreibt. Es ist, als würde man ein Risiko eingehen, loszulassen und gehalten zu werden, aber die Vorteile davon sind für mich so enorm, dass ich das noch mehr möchte.
Sharon: Meine Damen, merkt ihr, wie ihr euch fühlt wenn ihr Paul zuhört? Wie klingt das für dich, Mary?
Mary: Ich bin voller Hoffnung, dass dies geschehen kann, vor allem weil Paul diese Erfahrung gemacht hat und versteht, wie man andere Männer auf diese Weise unterstützen kann.
Sharon: Chikeola, wie fühlst du dich, wenn du ihm zuhörst?
Chikeola: Ich fühle mich gut. Ich habe das Gefühl, wenn wir uns erst einmal verstanden haben, entsteht ein wunderschöner Moment, denn man spürt den Nutzen davon und als Frau kann ich in mir selbst ruhen. Wenn man in sich selbst ruht, gibt es nichts zu beweisen und so ist es einfach eine schöne Beziehung – es ist ein schöner Raum.
Sharon: Christine, was sagst du dazu?
Christine: Ich fühle mich erhoben und ich feiere mit dir, Paul, mit deinem lila Haar und deiner wunderschönen Empfänglichkeit, denn das ist das weibliche Prinzip, empfänglich zu sein.
Sharon: Du hast gerade von diesen drei Frauen gehört, wie das, was du gerade gesagt hast, auf sie gewirkt hat und wie fühlst du dich jetzt, Paul?
Paul: Wow! Ich fühle mich sogar noch mehr emporgehoben. Ich glaube, ihr erhebt mich. Ich erhebe euch. Ich fühle mich noch mehr unterstützt und das erlaubt mir, noch mehr zu unterstützen. Ich habe keine Macht über andere, aber ich nutze meine Macht zur Unterstützung und Bestätigung. Ich erlaube anderen, so zu sein, wie sie sind. Das ermächtigt mich ständig. Das ist ein fantastisches Gefühl.
Sharon: Ich danke euch. Ich möchte jedem von euch von ganzem Herzen danken. Danke, dass wir heute zusammen etwas sehr Schönes geschaffen haben. Wir haben diese eine Liebe gezeigt und gelebt. „Unsere Liebe ist unsere Macht“, wie die Großmütter sagen und das ist die eigentliche Wahrheit: Wenn das Männliche und das Weibliche in Harmonie miteinander sind, fließt alles. Wir werden hier aufhören und ich möchte nur zum Ausdruck bringen, wie dankbar ich euch bin und mich bis zum nächsten Monat verabschieden.